Stadtspaziergang zu Chemnitzer Garagenkomplexen: Auseinandersetzungen und Kämpfe um ein Stück ostdeutsche Alltagskultur bis heute
Zietenpark | Haltestelle Rundgang
DDR-Garagen prägen bis heute den ländlichen und urbanen Raum in Ostdeutschland. Trotz ihrer Sichtbarkeit finden sie 35 Jahre nach der politischen Wende jedoch zu wenig Beachtung, obwohl sie für ihre Besitzer*innen und die Nachbarschaften eine wichtigen „Mikrokosmos“ darstellen: einen Ort des Werkelns und Bastelns im Sinne einer „Reparaturkultur“, der durch seinen in großen Kollektiven selbstorganisierten Aufbau „von unten“ auf ehemals „volkseigenem“ Boden einen hohen emotionalen Wert besitzt. Nach der Wende wurden viele der Komplexe in kommunales Eigentum überführt und gerieten durch die wachsende Verwertungslogik und zunehmende Konkurrenz um städtischen Boden auch jenseits der Metropolen unter Druck. Bis heute werden Kämpfe um dieses alltagskulturelle Erbe der DDR geführt – um Anerkennung, Identität, die Frage von kollektiv genutzten und selbstorganisierten (Frei)räumen in Städten.
Es braucht also ein Garagenentwicklungskonzept sowie eine transparente Liegenschaftspolitik im Umgang mit den Grundstücken und den damit verbundenen sozial- und kulturpolitische Fragestellungen. Die Frage zum Umgang und zur Bedeutung der DDR-Garagenkomplexe stellt auch das
Chemnitzer Kulturhauptstadtprogramm – und wir wollen uns im Rahmen eines Stadtspaziergangs zu drei Chemnitzer Garagenhöfen im Umfeld der Stadtwirtschaft fragen:
Wer führt hier welche Kämpfe und mit welchem Interesse? Welche Rolle spielen Klassenfragen und Eigentumsverhältnisse? Wie wollen wir als Nachbarschaften mit diesen Räumen umgehen und welche Zukunft haben sie in einer gemeinwohlorientierten, nachhaltigen und kooperativen Stadtentwicklung? Und welche Impulse kann das Kulturhauptstadtprogramm geben – oder bleibt es bei symbolischer Aufmerksamkeit?
Wer: Katalin Gennburg, Stadtbauhistorikerin/MdB (Die Linke) & Lena Fries, Historikerin/Die Linke
Sprache: deutsch